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30. Dezember 2010

Jugendzentrum HaK: Offener Elternbrief an Bürgermeister Schönfeld

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schönfeld!

Wir, die „Elterninitiative zum Erhalt des selbstverwalteten Jugendzentrums HaK“, wenden uns heute an Sie, um Ihnen mitzuteilen, dass wir mit großer Sorge, aber auch Empörung die von Ihnen geführte Auseinandersetzung mit den Jugendlichen des HaK verfolgt haben und nicht länger tatenlos zusehen wollen.
Wie es scheint, richteten Sie Ihr Hauptaugenmerk auf die angeblich mangelnde Bereitschaft der Jugendlichen zur Zusammenarbeit mit der Stadtvertretung und darauf, dass Formalitäten, die den Verein betreffen, nicht genug Beachtung von Seiten der Jugendlichen fanden. (...) Sehr bedauerlich und empörend ist es, dass bei den Auseinandersetzungen völlig unerwähnt bleibt, was die Jugendlichen im Laufe der zehn Jahre HaK auf die Beine gestellt haben. Sie haben mit viel Mühe und Einsatz einen Ort geschaffen, der grundsätzlich allen interessierten Jugendlichen offen steht (mit Ausnahme des politisch rechtsgerichteten Klientels, dem die Jugendlichen vom HaK eine eindeutige Absage erteilen). Um das zu realisieren, war unendlich viel Arbeit nötig, es musste immer wieder repariert, gestrichen, umgebaut, eingerichtet und geputzt werden, um die Räume überhaupt nutzen zu können. Während der „Bauwochenenden“, die regelmäßig stattfanden, nahmen sich die Jugendlichen Zeit für größere Renovierungen innerhalb des Gebäudes und für die Gestaltung des Außengeländes. Es wurde die Fassade des Gebäudes gestrichen, Blumen und Sträucher gepflanzt, Mäuerchen und Steinstufen gesetzt, Sitzgelegenheiten geschaffen, eine Feuerstelle angelegt, eine Pergola errichtet etc.

In den Räumen vom HaK fanden im Laufe der Zeit verschiedene Arbeits- und Interessengruppen Platz – zum Beispiel die Skater-, Trommel-, Musik-, Kampfsport- oder Rollenspiel-AG, um nur einige zu nennen. Es gab Spiele- und Filmabende, und es wurde zum Poetry-Slam eingeladen, bei dem eigene Gedichte vorgetragen wurden. Alljährlich organisierten die HaK-Jugendlichen ein Fußballturnier, an dem viele Jugendliche aus umliegenden Städten und Gemeinden und befreundeten Jugendzentren teilnahmen. Neben Tanzveranstaltungen gab es Konzerte, die Segeberger und auswärtigen Bands und Solo-Musikern die Möglichkeit boten, sich einem größerem Publikum zu präsentieren. Das erforderte viel Arbeit und Planung. All das haben die HAK-Jugendlichen viele Male erfolgreich bewältigt. Herausgekommen sind dabei ungezählte, begeisternde Musikerlebnisse!

(...) Oft wird an Jugendlichen bemängelt, dass sie zu viel Zeit am PC verbringen, sie Kommunikationsdefizite haben oder nicht wissen, was sie mit ihrer Freizeit anfangen können. Mangelndes Verantwortungsbewusstsein und unzureichende soziale Kompetenz werden beklagt. Ein selbstverwaltetes Jugendzentrum kann ein geeigneter Ort sein, um all diesen Befürchtungen entgegenzuwirken. (...) Es ist beschämend in Anbetracht dessen, dass die Jugendlichen mit ihrem Einsatz immer wieder bewiesen haben, dass sie ihren Teil dazu beitragen wollen, Jugendkultur zu beleben und zu schaffen, dass ihnen die Unterstützung der Stadt verwehrt werden soll. Wo sollen sie ihre Freizeit außerhalb ihrer häuslichen Umgebung verbringen, wenn sie Bedürfnis nach Musik und Gemeinschaft in größerem Rahmen haben? In Discos? In Kneipen? Auf kommerziellen Konzerten? Auf dem Marktplatz oder vor dem Kaufland-Eingang? Aus Elternsicht sind das keine attraktiven Orte.