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2. September 2008

Vereidigung der Landrätin Jutta Hartwieg

Mit einem Monat Verspätung wurde am 01. September 2009 während einer Feierstunde im Segeberger Kreistag Jutta Hartwieg (SPD) als neue Landrätin vereidigt.

Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte in Schleswig Holstein eine Frau Landrätin. Alle, die das verhindern wollten, mit welchen Mitteln auch immer, sind gescheitert. Bis auf eine, die CDU Kreistagsabgeordnete Helga Hausschild. Sie wurde offenbar von Ihrer Partei vorgeschoben, die Klage auf eine Neuauszählung der Stimmen fortzuführen und wird dabei von ihrem Rechtsanwalt Kubicki, FDP- Fraktionschef im Kieler Landtag, bzw. dessen Kanzleipartner unterstützt. Eine einstweilige Verfügung gegen die Vereidigung der Landrätin gab die laue Klage jedoch nicht her.

Karl Marx hatte auch hier recht: Der Fortschritt entwickelt sich nicht stetig oder durch Einsichtigkeit überkommener Mächte. Er bricht durch die Antagonie (Unvereinbarkeit) der Widersprüche hervor. (ME Werke: Historischer und dialektischer Materialismus)

Was nicht brach, war die Widerstandsfähigkeit Jutta Hartwiegs, auch wenn sie bei der Vereidigung manche Träne über die Zeit der letzten Wochen nicht verbergen konnte. Sichtlich bewegt schaffte sie es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie bedankte sich ausdrücklich, auch bei ihren Widersachern, namentlich des ebenfalls klagenden Bürgers Schmüser, zur Rechtsicherheit und damit zur Bestätigung ihrer Berufung beigetragen zu haben und versprach eine Landrätin für alle Bürger zu sein.

Es lässt sich ahnen, dass sie mit ihrer Kompetenz und erfrischenden Art die Mehrheit
der Abgeordneten hinter sich bringen wird.

Einige Hardliner sicher nicht. Sie wurden aschfahl, als der Chor der Kreismusikschule
den Gospel „Oh happy day“ anstimmte. Doch einige Kollegen der C- Fraktion, summten oder klatschten dennoch mit – ob es daran lag, des Englischen nicht mächtig zu sein, oder aus reiner Musikalität - muss offen bleiben.

Im Gegensatz zu manchen CDU Abgeordneten, die bei der festlichen Verabschiedung von Landrat Gorrissen im Smoking-Anzug erschienen – bei der Ernennung von Hartwieg jedoch im zerknautschten Polohemd rumlümmelten, moderierte der Kreispräsident Winfried Zylka (CDU) ordentlich gekleidet und souverän die Festveranstaltung. Dass er Hartwig künftig ein fairer Partner sein will, kam glaubhaft rüber.

Erfrischend für die Seele waren Chopins „Variationen über ein Thema von Rossini“, vorgetragen mit der Querflöte von Frau Braun, Chefin der Kreismusikschule, und Frau Salykova am Klavier. Die Rede von Innenminister Lothar Hay war auch nicht zu lang. Dagmar Schümann, stellvertretende Personalratsvorsitzende der Kreisverwaltung hatte erst am Morgen erfahren, dass sie Ansgar Kruse für die Begrüßungsrede vertreten musste (vor 200 Gästen). Ihr war anzumerken, dass sie sich auf die neue Landrätin freute.

Mit „Wat wüllt de Hamborger hier?” begann Dr. Peer Rechenbach, leitender Beamter der Hamburger Innenbehörde, seinen Vortrag. Er „vertellte“ auf originelle Art, mit welcher Kompetenz, Modernität und menschlicher Frische die Unternehmensberaterin Jutta Hartwig verschiedene Stäbe der Innenbehörde jahrelang gecoacht, weitergebildet und erfolgreich zu mehr Effizienz geführt hatte.

Ob der CDU Fraktionsvorsitzende, der Hartwieg über die Presse ihre Kompetenz abgesprochen hatte, in diesem Moment der einzige war, der den Heldentod starb,
ist schwer zu sagen. Bei ihm konnte man das aber gut sehen, weil er sich stets an exponierter Stelle in Szene setzt.

Übrigens war der Beifall wenn es um Hartwieg ging - im Gegensatz zur Gorrissen Verabschiedung - deutlich sortierter.

Trotzdem war die allgemeine Stimmung erheblich besser, besonders als die Schnittchen serviert waren – allerdings, es hätten etwas mehr sein können.

Warum unser Fraktionschef  plötzlich wie angestochen durch den Saal schoss:
Er hatte vorher beim Empfang, wie alle anderen Gäste auch, artig den Blumenstrauß unserer Partei mit Glückwunschgrüßen der Genossen überreicht. Als dann im Finale der Veranstaltung der Kreispräsident nun die Fraktionschefs aufforderte, die Blumen zu überreichen (das tat er um weitere Reden zu vermeiden) standen wir nackt da.
Die schnelle Entscheidung: raus, aus 50 Sträußen unter schrägen Blicken der Umherstehenden den richtigen rauspicken, rein- und gerade noch geschafft.

Ob er die gleichen Glückwunschsprüche noch mal gemurmelt hat, verrät er nicht.

Was sonst noch geschah, kann man in der Segeberger Zeitung nachlesen.